Décentrer les pratiques et les postures: une recherche sur la blanchité à l’œuvre dans la création culturelle romande
«La blanchité» bzw. das Weiss-Sein im Kulturschaffen in der Romandie: Das Rechercheprojekt des Théâtre de l’Usine (TU) Genf interviewt vom Oktober 2020 bis Januar 2021 diverse PoC Akteur*innen der lokalen Kulturszene, die systemischen Rassismus erleben. Mechanismen der Diskriminierung werden identifiziert und aufgedeckt – Mechanismen, die zu Abwesenheit, Ablehnung oder schlichtem Vergessen von PoC und ihren Erfahrungen, Perspektiven und Geschichten führen. Aus den Interviews entnimmt das TU konkrete antirassistische und dekoloniale Arbeitsweisen und Kommunikationsformen. Im Sinne einer fairen Praxis entwickelt das TU damit für sich selber und darüber hinaus für die Kulturszene der Romandie Strategien für mehr Diversität bei Künstler*innen, Mitarbeiter*innen, Programm und Publikum.
Seit 2020 veranstaltet das Théâtre de l’Usine mit Diskussionen, Konferenzen, Treffen mit Künstler*innen und Workshops ein kulturelles Vermittlungsprogramm als Labor für kritisches Denken. Für «Décentrer les pratiques et les postures» führt die Projektarbeitsgruppe von Léa Genoud, Kayije Kagame, Hélène Mateev, Ramaya Tegegne und Fatima Wegmann die Interviews und erarbeitet daraus eine Publikation, die im Mai 2021 mit der Öffentlichkeit geteilt wird.
People of Colour (PoC)
Zur Bedeutung der Selbstbeschreibung PoC siehe das Glossar der Neuen deutschen Medienmacher*innen.
Théâtre de l’Usine: Wir ziehen den soziologischen Begriff «racisé» (Franz. für «rassifiziert», wobei auf Deutsch «PoC» bevorzugt wird) dem Begriff «Menschen mit Migrationshintergrund» vor, weil er sich genauer auf die Phänomene im Zusammenhang mit Rassismus bezieht, die wir in unserem Projekt hervorheben wollen. Nach Ansicht des Kollektivs Décolonisons les arts! gibt es «Rasse» nicht, aber Gruppen und Einzelpersonen unterliegen einer Rassifizierung: einer sozialen Konstruktion, die mit einer historischen und evolutionären Definition von «Rasse» zusammenhängt. Rassifizierungsprozesse sind die verschiedenen rechtlichen, kulturellen, sozialen und politischen Mittel, durch die Einzelpersonen und Gruppen Eigenschaften oder Stigmata erwerben. Weiß zu sein ist ein soziales und kulturelles Kennzeichen, das mit Privilegien und Rechten verbunden ist.
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Bild: Performance d’Anna Tjé, lors de „Rupture: Dissocier, transformer, (dé)construire les récits“ au Théâtre de l’Usine, octobre 2019 © Théâtre de l’Usine