Experi_Betriebsbüro (E_BB) 

Reflektionen 2024/25 

E_BB ist ein Produktionsbüro für BIPOC*Künstler*innen in Zürich. E_BB ist ein Ort des praktischen Austausches, an dem Wissen aus den Bereichen Produktion und Fundraising sowie dekoloniale Ansätze im Umgang mit weissen Institutionen und Förderstellen geteilt und reflektiert werden. Aktuell arbeiten ca. 15 BIPOC*Künstler*innen und Gruppen aus den Bereichen Performance, Musik, Literatur und Film in E_BB zusammen. 

Ab Sommer 2024 wird es einen gemeinsamen Reflexionsprozess geben, um zu besprechen, welche Handlungsfelder neben den klassischen Aufgabenbereichen von Produktionsarbeit (Fundraising, Planung, Administration, Kommunikation) notwendig Teil einer strukturellen Unterstützungsarbeit von BIPOC*Künstler*innen sein müssen. 

Kontakt

ebb@experitheater.ch 

TU – Théâtre de l’Usine

Play by ear 

Das TU – Théâtre de l’Usine entwickelt einen hausgemachten Flüsterdienst und/oder kreative Audiodeskription. Zudem bietet es eine Schulung für die Künstler*innen der Saison an, damit sie Massnahmen zur Barrierefreiheit in ihre künstlerische Produktion einbauen können.

Das Genfer Theater arbeitet seit mehreren Jahren an der Verbesserung der Barrierefreiheit. Es gibt jedoch in der Region zu wenig verfügbare Personen, die für Menschen mit Sinnesbehinderungen Massnahmen zur Verbesserung der Zugänglichkeit von Inhalten durchführen. Für dieses Problem erarbeitet das Theater nun diese hauseigene Lösung.

Die Idee des Flüsterdiensts und der kreativen Audiodeskription ist während der Zusammenarbeit mit dem britischen Quiplash-Kollektiv entstanden. Quiplash, ein in Großbritannien ansässiges Duo von Queer- und Behinderten-Trainer*innen/Künstler*innen/Produzent*innen, sowie Céline Witschard, Gründerin des Genfer Vereins Vision Positive, begleiten das Projekt Play by Ear als Expert*innen.

Beteiligte Personen 

Julie Dubois, Projektbeauftragte für Barrierefreiheit

Lea Genoud und Hélène Mateev, Co-Verantwortliche für Programmgestaltung, Kommunikation, Presse und Kulturvermittlung.

 

Webseite: Théâtre de l’Usine

Insta: tu_theatredelusine

 

PrA Kulturmacher*in

Eine Praktische Ausbildung in der Kunst, Gesellschaft zu machen

Ein inklusiver Kultursektor braucht Diversität im Personal vor, hinter und auf der Bühne! Fehlende Bildungsangebote verhindern aber Menschen mit Behinderungen oft den Einstieg in die professionelle Kulturwelt. Die Heitere Fahne und das Kollektiv Frei_Raum rufen deshalb eine Kulturausbildung für Menschen mit anderen Lernmöglichkeiten ins Leben

Gemeinsam mit Nele Jahnke (Regisseurin, Dramaturgin und Teil des Leitungsteams der Münchner Kammerspiele) und Susanne Schneider (Tanzpädagogin, Choreografin und Mitbegründerin BewegGrund) entwickeln die Heitere Fahne und das Kollektiv Frei_Raum einen Lehrplan. Dieser deckt sowohl Grundlagen künstlerischer Arbeit in den Darstellenden Künsten wie auch ein Verständnis von Abläufen in Kulturinstitutionen ab.

In Zukunft lernen die Auszubildenen im Rahmen einer anerkannten, zweijährigen Ausbildung (PrA nach INSOS) Tätigkeitsfelder wie Schauspiel, Künstler*innen- und Bandbetreuung, Kommunikation und Booking kennen. Sie werden ausgebildet in der Kunst, welcher sich das Kollektiv Frei_Raum verschrieben hat: Der Kunst, Gesellschaft zu machen.

Beteiligte Personen

Nele Jahnke, Beratung, Münchner Kammerspiele, Zürich/München

Susanne Schneider, Beratung, BewegGrund, Bern

Marie Omlin, Projektleitung, Heitere Fahne / Kollektiv Frei_Raum, Bern

Rahel Bucher, Projektleitung, Heitere Fahne / Kollektiv Frei_Raum, Bern

Rafael Egloff, Projektleitung, Heitere Fahne / Kollektiv Frei_Raum, Bern

 

Webseite: Heitere Fahne / Frei_Raum Kultur

Photo: Copyright Heitere Fahne

Theater Chur

«Making Peace»

Hausfrieden und der Weg zu demokratischer Teilhabe am Theater Chur

Am Theater Chur sollen zeitgemässe Betriebsstrukturen entstehen. Theaterleitung und Team wollen gemeinsam Formen der Zusammenarbeit zur Positionierung nach innen und aussen finden, die den Aufgaben und Bedürfnissen eines Theaterbetriebs wie dem Theater Chur aktuell entsprechen und in die Zukunft weisen. Der Betrieb soll aus einer konfliktbeladenen Vergangenheit herauskommen und die Chance des Neuanfangs 2024 nutzen, um Ideen zu kreieren.

Hier kommen Überlegungen zu künstlerischer Friedensforschung ins Spiel, die das Theater Chur strukturell und inhaltlich die nächsten Jahre begleiten sollen. Um «Peace» als Kunsthaus nach aussen zu tragen, möchte der Betrieb sich aber zunächst mit dem eigenen menschlichen und betrieblichen Konfliktpotential auseinandersetzen. Die Vision ist, Frieden durch Aktion zu schaffen. Zuerst im Team und dann als Institution und hinaus in die Stadt, mit künstlerischen Projekten wie z.B. einer Volksküche.

Themen, die das Team in diesem Prozess zwingend beschäftigen: Interne Kommunikationswege, Schnittstellen, Standardabläufe, abweichende Abläufe, Umgang mit Konflikten, Gewaltfreie Kommunikation, Prozesse der Teilhabe, Modelle von Hierarchie, Mögliche Wege für Entscheidungsprozesse, Definition von Zusammenarbeit.

Dies wird durch internen und externen Austausch und durch Begleitung der beiden erfahrenen Trainerinnen Anisha Imhasly und Aurélie de Lalande möglich. Es werden Tools erarbeitet, welche im Alltag in schwierigen Situationen direkt eingesetzt werden können. Im Idealfall kann eine entsprechende Toolbox auch für andere mittelgrossen Gastspielhäuser hilfreich sein.

Beteiligte Personen

Maike Lex, Leitung Theater Chur und das ganze Team Theater Chur

Aurélie de Lalande, Coach, Bern

Anisha Imhasly, Coach, Bern

 

Webseite: Theater Chur
Insta: theaterchur

 

Koordinationsstelle Faire Praxis

(Arbeitstitel)

Im Rahmen der Netzwerkveranstaltung «m2act x Burning Issues» im September 2023 in Bern wurde deutlich, dass in der Schweiz zahlreiche Initiativen und Netzwerke existieren, die sich für einen diskriminierungsfreien, geschlechtergerechteren, vielfältigeren und inklusiveren Theaterbetrieb engagieren. Sie entwickeln vielversprechende und zukunftsweisende Ideen und Arbeitsweisen in unterschiedlichen Konstellationen und Kontexten und setzen dabei verschiedene Schwerpunkte.

Oftmals fehlt es jedoch am Austausch unter den einzelnen Initiativen. Es besteht die Gefahr einer Doppelspurigkeit: Engagierte Personen arbeiten gleichzeitig und nicht miteinander abgestimmt an ähnlichen Ideen und Instrumenten. Hinzu kommt, dass sich viele Personen in diesen Initiativen ehrenamtlich engagieren, während sie selbst von diskriminierenden Strukturen betroffen sind und aus einer prekären Positionierung heraus agieren. Der Wunsch nach mehr Koordination und Austausch wurde laut.

Die entstehende «Koordinationsstelle Faire Praxis» möchte hier Abhilfe schaffen: Sie formiert ein offenes und dezentral organisiertes Netzwerk für alle interessierten Initiativen und Akteur*innen in der Schweiz, die sich für eine faire Praxis in den darstellenden/performativen Künsten einsetzen.

Dieses Netzwerk unterstützt die verschiedenen Akteur*innen dabei, ihre jeweiligen Aktivitäten und Themen zu koordinieren. Synergien können genutzt, Profile geschärft und Absprachen getätigt werden. Wissen und bewährte Praktiken können geteilt werden. Halbjährlich soll ein Koordinationsaustausch (pro Jahr 1-mal online und ggf. 1-mal physisch) mit wechselndem Host stattfinden.

Kerngruppe

Die Kerngruppe, die die Koordinationsstelle ins Leben ruft, besteht aus Mitgliedern von t. Theaterschaffen Schweiz, FAIRSPEC, Interdisziplinäres Zentrum für Geschlechterforschung IZFG, Universität Bern und Migros-Kulturprozent m2act. Ziel ist, dass nach einer ersten Durchführung des Koordinationsstellen-Treffens die Kerngruppe nicht mehr notwendig ist und die weiteren Treffen selbstbestimmt organisiert werden können.

Beteiligte Personen

Richard Henschel, Vorstandmitglied t. Bern – Mitglied Kerngruppe

Dr. Andrea Zimmermann, Senior Researcher, IZFG Universität Bern – Wissenschaftliche Begleitung

Frida Beraud, Ben Burger, Lukas Kubik, Gabi Mojzes, Christoph Rath: Vorstand Fairspec – Host 1. Treffen

Mathias Bremgartner und Saima Sägesser, Migros-Kulturprozent: Mitglieder Kerngruppe und Finanzierung